Berichte aus dem Jahr 2023 (Rottmeister Holger Schulz)
Rosenrottreise nach Potsdam am 7. und 8. Oktober 2023
Nach vier langen Jahren war es endlich wieder so weit: RRR - Rosenrott reist. Am Samstagmorgen in der Dämmerung sah man zwei Dutzend mit Koffern und Taschen bepackte Rottschwestern und -brüder durch das noch menschenleere Stadthagen in Richtung Viehmarkt eilen. In den vier Jahren hat sich manches verändert: Denn als der Bus um 7:30 Uhr am Viehmarkt vorfuhr, stand da nicht Ruhe-, sondern BE-Reisen dran. Aber als die Tür aufging, war die Welt wieder in Ordnung, denn Andreas, der uns auch auf den letzten Reisen gefahren hatte, saß am Steuer. Koffer verstauen, Aufsitzen, und los ging es in Richtung Osten. Erster Programmpunkt war ein rustikales Frühstück auf dem Rastplatz an der Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Die Organisatoren hatten eine gut gefüllte Frühstückskiste dabei, Andreas steuerte den Kaffee dabei. Und wer - hier reiste schließlich das Rosenrott - das Frühstück mit einem Fläschchen Edelherb abschließen wollte, ging auch nicht leer aus.
Gegen Mittag erreichten wir Potsdam und hatten Gelegenheit zu einem kleinen individuellen Streifzug über den Wochenmarkt, durch die Altstadt und das Holländische Viertel. Auf 13 Uhr strömten alle wieder zusammen und trafen sich am Jägertor. Die Blicke gingen angstvoll nach oben, denn die Wetterfrösche hatten ergiebigen Regen vorhergesagt, Doch Petrus liebt das Rosenrott und hat uns einen trockenen Nachmittag beschert. Malte hatte seinen Berliner Freund Frank Werdermann als Stadtführer gewinnen können. Frank als intimer Kenner Berlins, Potsdams, der Geschichte Preußens und der Hohenzollern ist mit uns zu einem Streifzug durch die Potsdamer Altstadt aufgebrochen. Wir haben viel gesehen: das Jägertor, das Nauerner Tor, das Holländische Viertel, den Bassinplatz, die St. Peter und Paul Kirche, den Platz der Einheit, den restaurierten Stadtkanal, das Postdamer Glockenspiel, die Baustelle der Garnisonkirche, den Neuen Markt, den Steubenplatz, den Alten Markt, das neu aufgebaute und als Landtag genutzte Stadtschloss, das Alte Rathaus und die St. Nikolai Kirche. Das waren dreieinhalb informative und zugleich unterhaltsame Stunden. Frank wusste viel zu berichten über die Geschichte der Stadt, die Gebäude, das Leben der Potsdamer damals und heute, reich garniert mit Anekdoten und Histörchen. Pünktlich um 17:30 Uhr, als wir alle wieder im Bus saßen, setzte dann der angekündigte Regen ein.Um 18 Uhr im Hotel angekommen war erstmal eine Pause von eineinhalb Stunden zum "frisch machen" vorgesehen. Als wir auf 19:30 Uhr zum Essen ins Restaurant einrückten, mussten wir feststellen, dass einige den Begriff "frisch machen" auf durchaus unkonventionelle Weise interpretiert hatten. Anstatt den Staub der Reise abzuspülen und sich für die abendliche Gala fein zu machen, saßen die Leute in der Bierstube "Fritze" und erfrischen sich mit frisch Gezapftem. Diese Anregung wurde vom Rest der Gruppe allerdings nur zu gerne aufgegriffen und nach dem Plündern des Büffets wurde in geselliger Runde eifrig dem Bier zugesprochen.
Der sonntägliche Appell des Rottmeisters an die Rottbrüder war von großem Erfolg gekrönt. Morgens um 10 Uhr - die Nachfeier war gerade mal 12 Stunden her - war bereits eine Truppe von rund 15 Leuten versammelt und machte sich mit viel Elan an das Abschmücken und den Abbau der Zelte. Und dann ging alles Schlag auf Schlag:
Um 13 Uhr war der ganze Spuk vorüber. Nur die auf Abholung wartende und einsam auf der Wiese stehende Theke erinnerte noch daran, dass hier am Tag zuvor unser Hauptquartier stand und den Mittelpunkt des Lebens bildete. Ade Schützenfest 2023, wir freuen uns auf 2024:
- 10:45 Uhr: Die Bilder waren abgehängt und verpackt, das Grün war von den Balken geholt worden und das Rottzelt war besenrein. Der Sanitärbereich war demontiert worden. Die weißen Beizelte waren abgebaut und wurden verpackt.
- 11:15 Uhr: Unter Mithilfe zahlreicher Hände und des böig auffrischenden Windes hatten wir die große Plane vom Zelt geholt und zusammengelegt. Gerade noch rechtzeitig, bevor ein kurzer Regenschauer nieder ging.
- 11:45 Uhr: Die Stühle, die Tische und die vielen Kisten mit den Beizelten waren in die hochwassersichere Rüstkammer gewuchtet und sorgsam verstaut worden.
- 12:00 Uhr: Kleine Mittagspause, denn den Mettbrötchen vom Rottmeister konnte natürlich keiner widerstehen. Sein Hinweis, dass man bei der Gelegenheit doch auch gleich noch das Fass leer machen könnte, fand hingegen keine Resonanz. Ganz anders als in den Tagen davor, waren heute Brause und Mineralwasser die Favoriten.
- 12:45 Uhr: Das Rottzelt war vollständig abgebaut und auf dem Anhänger verstaut worden.
Ich weiß, dass ich im nächsten Jahr,im Rosenrott, das ist doch klar,dabei sein wieder muss!
Historisches Schützenfest vom Mittwoch 21. bis Sonntag 25. Juni 2023
Platzkonzert am Mittwoch
- Georg war 1973 zum ersten Mal im Rosenrott und konnte sein goldenes Rottjubiläum feiern. Das hat er zum Anlass genommen, in einer launigen Rede 50 Jahre Rosenrott Revue passieren zu lassen und die Kernaussagen in einem Gedicht zusammenzufassen.
- Volker hat Querbezüge zwischen Künstlicher Intelligenz und Schützenfest analysiert. Am Beispiel von ChatGPT konnte er glaubhaft darlegen, dass bei der KI auf diesem Sektor noch erheblicher Nachholbedarf besteht.
- Lutz hat aus seinen beruflichen Erfahrungen geschöpft und sich mit den historischen und gesellschaftlichen Aspekten des Zylinders als Kopfbedeckung beschäftigt.
- Udo hat der Versuchung widerstanden, sein 1997er Rottmeisterlied "Wenn bei Holli" einfach zu recyceln. Er hat mit seinem "Holli, ach Holli / Du - mein lieber Scholli / machst nicht nur in Catering / auch Wein und Whisky sind dein Ding" etwas völlig Neues geschaffen und die berufliche Hinwendung unseres Rottmeisters zu den hochprozentigen Genüssen gewürdigt.
- Auch Axels Ode an den Rottmeister kreist um das Thema Whisky. Mit seinem "Und er sang: Da dideldu didelda / weck mich, mein Daddy, oh / weck mich, mein Daddy oh / ich will Whisky an der Bar" ist er das Thema von der folkloristischen Seite her angegangen.
Rottfeier am Donnerstag
Rottfeier am Freitag
Rottfeier am Sonntag
Nachfeier am Sonntag
Die Zeltbauer am Samstag hatten gute Vorarbeit geleistet. So konnten sich die ersten Zeltschmücker bereits zur besten Frühstückszeit ans Werk machen: Fahnen, Fotos, Wimpel und Rott-Devotionalien aufhängen, viele 100 Meter Bindedraht - nicht zu fest und nicht zu locker - um die Balken wickeln. Nachmittags gegen 16:30 ging es dann richtig zur Sache. Kaum dass die jungen Bürger das erste Grün abgeladen hatten, wurde dieses fachgerecht zerlegt und sorgsam zwischen Draht und Balken gefriemelt. Am Ende waren die Balkenoberflächen zu mindestens 99,5% von frischem Tannengrün verdeckt; Waldesluft machte sich im Zelt breit.
Bemerkenswert: Das Stadthäger Schützenfest entwickelt sich inzwischen zu einem Wirtschaftsmotor für weite Bereiche der Republik. Nachdem wir bereits seit einigen Jahren durch unseren ungezügelten Bierkonsum Arbeitsplätze im strukturschwachen Sauerland absichern, kann jetzt auch die vom Borkenkäfer bedrohte Forstwirtschaft Südniedersachsens aufatmen. Die hübsch als Geschenk zurecht gemachten Nadelbäume kamen aus dem Raum Göttingen. Gerüchte, dass wir zukünftig vom Thüringer Mett auf Tatar argentinischer Rinder umsteigen, werden jedoch von höchster Stelle entschieden dementiert.
Gegen 19 Uhr war es dann endlich so weit: Das Zelt, ein Traum, so schön war es noch nie. Ausfegen, Tische und Stühle aufstellen und als krönenden Abschluss die Zapfanlage behutsam einfahren. Rottbrüder, das Schützenfest kann kommen!
Durch seine zweite Amtszeit sah sich Holger offenbar berechtigt, schon in der Planungsphase revolutionäre Tendenzen an den Tag zu legen: Er wollte durchsetzen, dass die einzelnen Elemente unserer mittlerweile ansehnlich gewachsenen Zeltlandschaft, bislang immer räumlich getrennt aufgebaut, nun nebeneinander aufgestellt werden sollen. Das gab´s noch nie! Kritiker und Zweifler waren schnell zur Stelle und liefen Sturm dagegen, aber eine solche Entscheidung zur operativen Durchführung unseres schönen Festes liegt nun einmal beim Rottmeister und da wir letzten Endes einen militärischen Ursprung haben mit klaren Hierarchien, ging es an die Umsetzung. Ingenieure aus dem Kreis der Rosenbrüder wurden ausgesandt zur zentimetergenauen Vermessung der RKA-Wiese, damit die einzelnen Zelte (Rottzelt, Hauptmannszelt, Empfangszelt, "Kathedrale" und Zapfzelt) lückenlos an die vorhandene Bebauung angesetzt werden konnten. Und kaum standen die Elemente traulich nebeneinander, waren auf einmal - welch' Wunder! - alle des Lobes voll, priesen die Vorzüge und wunderten sich, warum wir dies nicht schon immer so gemacht hatten. Soll nochmal jemand behaupten, dass Schaumburger nicht für Neuerungen empfänglich sind!
Lang waren die Schlangen vorm Schießstand im Vornhäger Krug. Da wurde nicht einfach angelegt und abgedrückt. Nein, erst wenn das Schwarze mindestens zum zehnten Mal durch das Visier zitterte, wurde behutsam der Abzug betätigt. Das zog sich hin. Und es waren viele Rottbrüder aus der dritten Quartierschaft, die nach einem langen Jahr zusammengekommen waren, um sich auf die tollen Tage einzustimmen.
Als endlich der letzte Schuss den Lauf verlassen hatte, ging es auf die Wanderschaft: Zum Bernhardinerrott auf der Höhe, zum Rosenrott an der Vornhäger Straße und zu den Fürsten am Tulpenweg. In den Rottgärten ging es bei sommerlichem Wetter ausgesprochen fröhlich zu. Die Rottmeister hatten sich nicht lumpen lassen und verwöhnten die vom Marsch ausgezehrten Rottbrüder mit Bier und Brötchen.
Ziel unserer Wanderung war der Schäferhof in Probsthagen. Nach sechs Kilometern in der sengenden Sonne sanken erst mal alle erschöpft auf die Bänke. Doch nach ein paar frisch gezapften Bierchen sowie einer ordentlichen Portion Spanferkel kehrten die Lebensgeister zurück und zu den Klängen der Rottkapelle der Bernhardiner wurde ordentlich gefeiert.